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Blog / Veröffentlicht am

Ratschläge die ich mir vor 10 Jahren gegeben hätte

Porträt von Marcel
Autorin

Marcel, Softwareentwicklung

Ich habe endlich das Gefühl ein angemessener Entwickler zu sein und dachte mir: 'Was hätte mir eigentlich beim Lernen / meiner Entwicklung etc. vor 10 Jahren geholfen?'. Vorweg schon einmal: Ich behaupte nicht, dass dies gute Ratschläge für alle sind, sondern nur, dass es für mich gute Ratschläge gewesen wären. Natürlich hoffe ich trotzdem das die ein oder andere Entwickler:in daraus lernen kann und etwas mitnimmt.

Wie groß ist der trade-off zwischen Qualität und Geschwindigkeit und passt der Kontext?

Ich habe mir zu oft die Frage gestellt, ob ich auch wirklich alles beachtet habe, und mir Szenarien im Kopf ausgemalt, die ein:e Benutzer:in doch noch ausführen könnte. Dies passierte dann meistens auf Kosten der Geschwindigkeit, Features einfach mal rauszuhauen und von den Bugs zu lernen.

Es gibt Kontexte, in denen es durchaus sinnvoll ist, ein paar extra Denkstrecken zurückzulegen, z. B. wenn du an Datensätzen arbeitest, an denen mehrere zehntausend Seiten hängen und du einfach mal die Produktionsdatenbank leerst (shit happened). Wenn du hingegen an einem Button arbeitest, der bei einem Klick nur die Farbe ändern soll, ist es vollkommen okay, wenn die Farbe plötzlich rot statt grün ist und du einen Bugfix nachschiebst, anstatt den drölfzigsten Unit-Test für den x-ten Fehlerpfad zu schreiben.

Schärfe die Axt bevor du in den Wald gehst

Am Anfang lief ich sehr lange mit einem schlechten Development-Setup herum, was mich letztendlich stark hinderte, guten Code zu schreiben oder Bugs ordentlich zu debuggen. Ich haute lieber immer weiter mit der stumpfen Axt (printf & console.log 4tw) auf den Bug ein, ohne darüber nachzudenken, vielleicht mal den Schleifstein anzusetzen und mit Breakpoints zu arbeiten.

Such dir einen Editor, der dir gefällt, übe die Shortcuts, lerne Git, mach dich mit Debugging vertraut und hör darauf, wenn ein Dev, die aussieht wie Galadriel (shoutout zu 'Ringe der Macht' 💯), dir sagt, wie es besser gehen könnte.

Wenn du nicht einfach erklären kannst, warum etwas komplexer ist als gedacht, hinterfrage die Komplexität

Wenn dein:e Projekt Manager:in dich fragt, warum der Button immer noch nicht die Farbe Grün hat und du erst einmal einen Dreiteiler schreiben musst, um zu erklären, warum das Ganze nun doch komplexer ist als gedacht, hinterfrage eventuell deinen Ansatz.

Man muss nicht sofort eine Message Queue aus der Zauberkiste holen, mit neuen Frameworks, die den Alpha-Status noch nicht überwunden haben, und das Repository in ein Monorepo verwandeln, wenn es ein stinknormaler Scheduler auch tut.

PS an mich selbst: Das Erstere macht dir zwar Spaß, dauert aber länger und ist nicht gerechtfertigt. Schaff dir einfach ein Hobbyprojekt, in dem du neue Technologien ausprobieren kannst.

Stelle alle Fragen die dir einfallen, besonders wenn sie dir dumm vorkommen.

In meinen Anfangsjahren habe ich viel zu sehr mit meinem Imposter-Syndrom gekämpft und gedacht, ich müsste mir alles selbst beibringen und bloß nicht nachfragen, falls ich etwas nicht verstanden hatte. Nicht nur, dass du dir selbst den Start in die Programmierung erheblich erschwerst und viele Fehler machen wirst, die noch mehr zu deinem Imposter-Syndrom beitragen werden, du behinderst auch das Wachstum deiner erfahreneren Kolleg:innen.

Wie mein Vorredner Michel nämlich bereits schrieb (grrr, das Thema wollte ich auch), ist das Beste für ein:e Entwickler:in, die schon über den Wissensruhestand nachdenkt, ein:e Entwickler:in, die fragt: 'Kannst du mir mal die V8-Engine erklären?', um zu erkennen, dass man doch noch einmal ins Tal des Lernens zurückkehren muss und die Reise weitergeht.

Fazit

Abschließend möchte ich sagen, dass das Programmieren ein ständiger Lernprozess ist – für Anfänger:innen genauso wie für erfahrene Entwickler:innen. Die Herausforderungen, denen wir uns stellen, sei es das Imposter-Syndrom, die Komplexität von Projekten oder das Verfeinern unserer Werkzeuge, formen uns als Entwickler:innen. Wichtig ist, dabei nie den Mut zu verlieren, nach Hilfe zu fragen und immer offen für neue Erkenntnisse zu bleiben. Denn letztlich geht es nicht nur darum, technischen Fortschritt zu erzielen, sondern auch darum, gemeinsam als Team zu wachsen. Es ist vollkommen in Ordnung, Fehler zu machen und die langsame, aber stetige Reise des Lernens zu genießen.

Also: Schleift eure Axt, aber vergesst nicht, auch einfach mal loszulegen und aus euren Fehlern zu lernen. Happy Coding!

Ein Meme mit Galadriel und Frodo aus Herr der Ringe. Galadriel fragt Frodo, ob er in den Spiegel schaut, er fragt „Was werde ich sehen?“, sie antwortet „Selbst die Weisesten können das nicht sagen. Denn der Spiegel zeigt viele Dinge“. Er schaut nun in den Spiegel und sieht Rick Astley mit dem Song „never gonna give you up“.

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